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Sommer in der Flasche

Sommer in der Flasche

Sommer in der Flasche

Ein international konkurrenzfähiger Dry Gin kommt aus Au-Rehmen. In der Bergbrennerei Löwen entsteht ein Sortiment von rund fünfzig Spirituosen. Jeden Donnerstag und Freitag können Gäste kostenlos dem Brenner über die Schulter schauen und verkosten.

Der Duftmix aus unterschiedlichen Aromen steigt sofort in die Nase. Rund dreißig Tanks aus Steinzeug stehen hier im Reifekeller unter dem Gasthaus. 1.000 Liter fasst jeder. Hinzu kommt ein Barriquefass für den Wood Gin, ein Löwen-Bestseller. In diesen wuchtigen Gefäßen ruhen reine Destillate. „Den Begriff ‚Brand‘ kennen die meisten bei einer Führung“, sagt Brenner Oliver Huber. „Vor allem, wenn sie in der Nachbarschaft einen Bauern haben, der seine Äpfel, Birnen, Kirschen oder Zwetschgen zum Obstbrand veredelt.“ Den „Geist“ hingegen weniger. Da bilden Kräuter, Wurzeln, Blüten, Samen und Nüsse – sogenannte Botanicals – die Grundlage. Von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen werden sie „mazeriert“, das heißt in hochprozentigem Alkohol angesetzt. Am Ende des mehrstufigen Prozesses steht dann beispielsweise ein mindestens ein Jahr lang gereifter Dry Gin.

Huber ist ein Kenner seines Fachs. Zunächst arbeitete er als selbstständiger Kräuterpädagoge. Berufsbegleitend machte er in Berlin eine Ausbildung zum Destillateur. Nun legt er im Löwen die Basis für ein Sortiment vom Bergwiesenschnaps bis zum Bio-Marillen- Brand, vom Rehmer Bitter über den Ziegen Sig Likör bis zum Absinth. Letzterer ist, gemeinsam mit Wermut und Gin, bei der Kundschaft sehr beliebt. Das gilt auch für einen cremigen Likör namens Ginolade, der seine Komponenten schon im Namen trägt. Was die Spirituosen aus dem Löwen auszeichnet? „Bei uns steckt viel Lokalkolorit drin. Ein gutes Beispiel ist der Bergwiesenschnaps aus Bergheu und den darin enthaltenen Wildkräutern hier vor Ort“, erklärt Huber und bringt einen bildhaften Vergleich: „Wenn das Heu durch die Kuh geht, wird es zu Bergkäse. Und wenn es durch unsere Brennblase geht, entsteht der Schnaps. Im Prinzip ist unser Produkt der Sommer, in der Flasche konserviert.“ Das Um und Auf für seine Arbeit sind beste Rohstoffe. „Der Brenner hat keine Möglichkeit, die Qualität durch die Destillation zu verbessern. Es geht darum, die Qualität der Ausgangsmaterialien beizubehalten bzw. nicht zu verschlechtern.“ Eigentümerin der Bergbrennerei ist die Familie Prinz in Hörbranz. Dort, wenige Kilometer vom österreichischen Ufer des Bodensees entfernt, wird seit Generationen Schnaps in großem Stil produziert – quantitativ wie qualitativ. Prinz kaufte den Löwen im Jahr 2010. Schritt für Schritt wurden Brennerei und Gastronomie ausgebaut. Für den Löwen-Geschäftsführer Gernot Bischofberger ist die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen. Ihm schwebt ein „Genusshaus“ in einem separaten Gebäude vor. Detaillierte Pläne gibt es bislang nicht, sehr wohl aber eine Vision. „An verschiedenen Stationen erfahren Gäste interessante Hintergründe zur Geschichte des Hauses, zur Brennkunst und den verwendeten Kräutern“, stellt sich Bischofberger vor. Darauf eine Gin-Special-Edition „Leo Nobile“ mit gelb leuchtendem Safran!

Autor: Thorsten Bayer
Ausgabe: Reisemagazin Bregenzerwald – Winter 2023-24