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Von der richtigen Konzentration des Guten

Von der richtigen Konzentration des Guten

Vor mehr als zehn Jahren hat Susanne Kaufmann mit der Produktion von Naturkosmetika begonnen. Anfangs für das hoteleigene Spa, mittlerweile auch für über hundert Händler weltweit. In den Verkauf geht trotzdem nur, was selbst gesammelt und im Tal produziert wird.

Es ist einer jener Wintervormittage im Bregenzerwald, an denen die Kanisfluh mit ihren dunklen Felsen unter glitzerndem Schnee sich vor dem hellen Blau eines wolkenlosen Himmels erhebt und die Bäume exakte Schatten werfen. Auf dem Parkplatz des Hotel Post in Bezau wartet der alte Kutschwagen, vor dem Eingang plätschert der Brunnen. Die Zeit scheint an diesem Ort stillzustehen – oder sich zumindest vorübergehend diskret zurückgezogen zu haben.

Wir treffen uns im Kaminzimmer des Hotels. Susanne Kaufmann bestellt Tee, später einen Espresso Macchiato. Mit 23 Jahren hat die heute 44-Jährige den elterlichen Hotelbetrieb übernommen, die ursprüngliche „Kurabteilung“ aus den 1970er Jahren in einen zeitgemäßen Wellness-Bereich überführt und – fast wie nebenbei – die Kosmetiklinie „Susanne Kaufmann organic treats“ entwickelt. „Wir haben in unserer Küche immer schon darauf geachtet, dass die Zutaten natürlich sind und aus der unmittelbaren Umgebung kommen. Auch die Materialien für den Umbau des Hotels haben wir nach diesen Kriterien ausgewählt. Es war also eine logische Entwicklung, diesen Weg auch für das Spa einzuschlagen. Bio ist ja heute ein Trend und auch die Naturkosmetik boomt. Für mich hat das mit der Einstellung zu den Dingen zu tun. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass Bio-Essen mein Leben verlängert oder eine ökologische Hautlotion Falten wegzaubert. Wenn ich mich aber einerseits dafür interessiere, woher mein Essen kommt, dann will ich andererseits auch wissen, woraus die Creme besteht, die ich mir ins Gesicht gebe.“

 

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Während sie spricht, ist die zierliche Susanne Kaufmann bestimmt und klar, sie klopft dabei ihre flache Hand auf den Schenkel, wie um das Gesagte akustisch zu unterstreichen. Mit der Naturkosmetik gestartet wurde im Dezember 2003 – mit zwei Produktreihen für Gesicht und Körper. Mit dem enormen Erfolg und dem weltweiten Interesse hatte damals niemand gerechnet. „Ganz ehrlich: der Anfang war schwierig. Wir haben viel herumexperimentiert. Doch es ist das eine, gute Zutaten zu haben und es ist etwas anderes, daraus eine haltbare Creme zu machen. Es war klar, dass das in fachkundige Hände musste. Mit Ingo Metzler, der in Egg bereits seine eigene Molkekosmetik herstellte, haben wir schnell den idealen Partner gefunden.“ So bleibt alles im Tal. Die Herstellung basiert auf dem alten, überlieferten Wissen über Heilpflanzen des Bregenzerwaldes; alles, was die Umgebung hergibt, wird gesammelt – Ringelblume, Melisse, Kamille, Salbei, Hagebutte oder Schafgarbe – und zu Badezusätzen, Packungen, Cremes, Ölen und Lotionen verarbeitet. Auf chemische Unterstützung wird verzichtet, auf penibelste Kontrolle nicht. „Naturkosmetik ist etwas vom Heikelsten, was man machen kann. Da muss alles hochprofessionell sein, gerade heute, wo die Qualitätsstandards immer höher werden und deren Überprüfung immer strenger. Ich behalte mir vor, jede einzelne Charge persönlich freizugeben, auch die Etiketten werden nach wie vor von Hand aufgeklebt.“

 

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Wird ein neues Produkt entwickelt – im Herbst kam etwa eine neue Anti- Aging-Serie auf den Markt –, wird intensiv getestet. „Wir machen das, was wir selbst brauchen,“ lächelt Susanne Kaufmann. „Es gibt einen Kreis von Testpersonen. Manchmal kann es dauern, bis eine Creme so ist, wie wir sie haben wollen. Auf die richtige Konzentration der guten Inhaltsstoffe kommt es an. Besonders der Duft ist, was seine Stabilität betrifft, äußerst kompliziert.“ Schön schlicht ist das Design der Glasflaschen und -tiegelchen der Produktlinie. Alles sehr dezent, die Beschriftung, die Schrift selbst – es bleibt viel Platz für Weiß. Wie im neuen Haar-Shop, den Susanne Kaufmann vor kurzem gemeinsam mit dem Dornbirner Friseur Christoph Tomann gegenüber dem Hotel Post eröffnet hat. Die Dauer der Haarwäsche in den weißen Liegen unter den Oberlichten kann der Gast selbst bestimmen. Was aber ins Haar reinkommt, trägt neuerdings den Namen Susanne Kaufmann und ist selbstverständlich natürlich.

Autorin: Carina Jielg
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2015-16