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Panoramaskilauf

Panoramaskilauf

Skifahren kann man im Bregenzerwald vielerorts. Warum aber steht der Zimmermann Michael Kaufmann frühmorgens in Mellau auf der Piste?

„Ich bin der Erste, der am Bügel hängt“, sagt Michael Kaufmann. Kaufmann heißen im Bregenzerwald einige – und fast gilt der Name lokalem Adel. Bauadel auf alle Fälle, Michael ist Zimmermann und Bruder des legendären Architekten Hermann Kaufmann. Sie sind mitverantwortlich für die Renaissance des Holzbaus in der Region und über deren Grenzen hinaus. Echte Wälder mit Tradition und Innovationsgeist. Und, wie Michael, Erste am Skilift. Das heißt, Schlag 8.45 Uhr fährt er bergauf. Michael weiß nämlich, wann es am schönsten ist auf dem Berg. Wenn die frische Morgensonne sich ein wenig gelblicher färbt und angenehme Wärme spendet, steht er längst wieder im Tal. Spätestens um 11.45 begibt er sich nämlich zur Arbeit. Dann hat er bereits etliche Kilometer des Skigebietes Damüls-Mellau in seinen Beinen – und ist frisch für das Zimmermannshandwerk. Ihm passiert es angeblich nie, „dass ich einmal irgendwo zwei Minuten ansteh’!“ Wieso eigentlich? „Insiderwissen!“, meint er knapp und klappt die Ski zusammen. „Und jetzt zur Arbeit!“ Für Michael heißt es im Skigebiet Damüls- Mellau: maximale Zeit auf der Abfahrt, minimale Wartezeit am Lift. Und wie bitte, hält er es mit der Arbeit? Da kommt nur ein viel sagendes Lächeln. Ein typischer „Wälder“ eben, einer, der sich nachhaltig einer Sache widmet und sie voller Hingabe erledigt – egal, ob es sich um sein Handwerk handelt oder um die optimale Nutzung von Skipisten. Etwa jenen im größten zusammenhängenden Skigebiet des Bregenzerwaldes rund um die Orte Mellau und Damüls.

 

 

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Es hat eine einzigartige Geschichte: behagliche Stille auf der einen Seite, auf der anderen Skilifte und das bereits seit den 1950er-Jahren. Eine ziemlich perfekte Verbindung, auch wenn es dafür einen langen Atem brauchte. Denn Pläne, aus den zwei Gebieten ein großes Skiparadies zu gestalten, gab es schon seit 1972. Dass es damit nicht gleich geklappt hat, war im Nachhinein gesehen gut, denn mittlerweile hat sich der Blick auf Skiregionen vollkommen geändert. Stark besuchte Gebiete gelten nicht mehr als chic. Im Massenskizirkus ist der Lack schnell ab. Außerdem wurde der Naturschutz in den Alpen viel zu lange vernachlässigt. Beim Skigebiet Damüls-Mellau hingegen achtete man von Anfang an auf eine naturverträgliche Gestaltung: Statt Berge wegzusprengen, baute man zur Verbindung der Skigebiete von Mellau und Damüls einen Tunnel: 120 Meter lang, innen mit Solarlampen beleuchtet. Michael Kaufmann ist der Tunnel egal, wie wohl den meisten, die hier das Skifahren genießen. Auch wenn es Spaß macht, dem Licht am Ende des Tunnels entgegenzugleiten. Die Hauptsache liegt freilich an den beiden Enden der Tunnelröhre: ein traumhaftes Skigebiet mit viel Abwechslung. Zwei Gondelbahnen und 14 Sessellifte – kein Wunder, dass Insider wie Michael Kaufmann hierher kommen. Hier kann man einen halben Tag skilaufen, ohne einen der Lifte zweimal benutzen zu müssen.

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Wie alle Lifte in Vorarlberg, weisen auch die hier den höchsten Sicherheitsstandard auf. In Mellau wurden Systeme erfunden, die mittlerweile weltweit zum Einsatz kommen. Einmal auf dem Höhengrat angekommen, blitzen die eisigen Zacken des Bergpanoramas in den Himmel. 109 Pistenkilometer liegen vor einem, egal, ob man auf Skiern oder Snowboard hinunterrauschen will. Von der Hohen Wacht mit ihrem Glaspanorama geht es ins Damülser Skigebiet hinüber. Dort ist es schon früh sonnig, daher empfiehlt Michael, hier mit der Tour durch das Damüls-Mellau-Gebiet zu beginnen. Snowboarder erwartet oben ein mächtiger Snowpark – „top geshaped“, wie es heißt. Eine übergroße Rampe ragt wie die quergestellte Tragfläche eines Flugzeugs aus dem Boden. Mutige Boarder in knalligen Outfits stürzen sich von ihr hinab. Unten erwarten „Obstacles“, „Slides“ und „Rails“ die Könner auf der großen Kufe. Danach können sie auf „Zero“ schalten: Am Rande des Parks befindet sich eine Chillout-Area. Man muss kein Snowboarder sein, um hier perfekt „chillen“ zu können. Unten in Mellau, am Fuße der Berge, wartet ein heimelig-ruhiges Dorfleben. Nachhaltige Entspannung statt Pistenzirkus. Nur Michael Kaufmann wird man vergeblich suchen. Er ist längst wieder bei seinem Tagwerk, der Zimmerei. Ein echter Wälder bleibt halt nie müßig.

Autorin: Anne Siegel